Ich weiß, hier gibt es nicht mehr viele Leute, darum würde mich die Meinung der Wenigen zu folgendem Sachverhalt interessieren:

Ein Freund von mir lebt und arbeitet seit über 3 Jahren in Berlin Charlottenburg und hat den Anschlag glücklicherweise nicht vor Ort mitbekommen, aber scheinbar wurde einer seiner Arbeitskollegen damit unmittelbar konfrontiert und überlebte "den Vorfall". Was mich ziemlich betroffen machte, das waren natürlich die Erzählungen über das Geschehen und die unmittelbare Auswirkung auf das Fortleben der Leute in diesen als "besonders bedrohlich" eingestuften Gebieten.

Und dann habe ich ganz naiv diese Zeitungsberichte gelesen, in denen folgendes steht:

1. Thomas de Maizières Aussage: "wir müssen mit dem Terror leben".
Ich persönlich will mich mit so einer Aussage und der Aufforderung, dies zu akzeptieren - nicht abgeben. Dagegen sträubt sich mein gesunder Menschenverstand.

2. Weiterhin wurde analysiert "Frau Merkel muss sich aufgrund dieses Anschlags um ihre Karriere Gedanken machen".
Mir wurde bei dieser Aussage aufgrund des Leids, der Toten, der Qual der Opfer - einfach nur schlecht. Dieses Unglück konzentriert sich nach dieser Aussage nur auf die "persönliche Karriere" einer Person. Ich wiederhole mich - das Leid, die Qual, die traumatische Folgesituation der Bürger bleibt bei dieser "Analyse" einfach außer Betracht. Ich komme damit persönlich nicht klar.
Und klar - ich empfand Merkels Besuch in der Gedächtniskirche zur Trauerfeier eher als einen politischen "Pflichtbesuch". Möchte dies nicht weiter werten - aber rein aus einer emotionalen Betachtung war mich plötzlich übel, als ich ihr betroffenes (?) Gesicht auf den Bildern sah.

3. Allgemein wird auch - und gerade nach diesem Anschlag - an die "Vernunft" der Bürger appelliert. Und das ist nun eine Forderung, bei der ich vollkommen aussteige. Was ist das für eine Forderung, die mit dem (buchstäblich) blutigen Verrecken von Menschen in kausalem Zusammenhang steht? Was soll ich, mit dem Willen zur Vernunft, künftig akzeptieren? Muss ich es akzeptieren, dass um mich herum Menschen, Familie, vielleicht jeder von uns hier - ggf. bei einem nächsten Terrorakt stirbt? Habe ich aufgrund der Forderung "vernünftig sein zu sollen" - kein Recht mehr auf die mir in der Verfassung gewährten Grundrechte (Artikel 1)? Macht mich das zum schlechten Menschen, wenn ich so etwas nicht akzeptieren will? Kollateralschäden für ein "von Anfang an logisch fundiertes Ziel", von dem Frau Merkel mit Frau Anne Will sprach? Ein Ziel, das Frau Merkel meines Wissens aber noch nicht klar erklärt hat?

Das kotzt mich diese Tage an. Ich frage mich, was ist das für eine Vernunft, die von mir gefordert wird? Vielleicht kann mir einer von Euch helfen, das zu verstehen?