Das Alles entscheidet sich an der Frage, ob man zusammenhält oder sich einzeln in die Pfanne hauen lässt.

Ich verstehe nicht ganz die Solidarität des Mittelstandes mit den Großkonzernen, die jeden marktwirtschaftlichen Wettbewerb mit ihrer Betrugs- und Erpressungswirtschaft untergraben?

Das ähnelt doch sehr der "Identifikation mit dem Aggressor" - ein Phänomen, das immer mal wieder da auftaucht, wo sich Geiseln mit ihren Geiselnehmern solidarisieren. Seid ihr also so traumatisiert von dieser Geiselhaft durch die Konzerne, dass ihr komplett Euren Glauben daran verloren habt, dass der Staat im Auftrage Aller die rechtlichen Rahmenbedingungen für das Zusammenleben und damit für auch für das Wirtschaften setzt und durchsetzen kann?

Es ist nicht so, dass die Staaten nur erfüllen können, was die sogenannten Märkte (wie gesagt, es sind die Großkonzerne, nicht der Mittelstand) von ihnen verlangen.
z.B. könnten die anderen europäischen Länder dem Beispiel Frankreichs bei der Besteuerung der Spitzenverdiener folgen und damit europaweit durchsetzen. Und es würde niemandem wehtun, es würde allen zugute kommen, inklusive der Reichen, die sich nicht hinter Stacheldraht verstecken müssten.
Die Staatsschulden würden saniert, die Sozialausgaben könnten wieder getragen werden, die Märkte würden anziehen.
Und ob die Firmen die Länder wechseln können wie die Hemden, entscheiden die Staaten.

Es geht darum, wer in den Staaten das Sagen bekommt. Dass die Großkonzerne im Moment das Sagen haben ist ja ganz offensichtlich, natürlich sind sie untereinander "solidarisch".
Dass es schwieriger ist, sich als Bürger zu solidarisieren, heißt nicht dass es nicht möglich ist.
Es bedeutet aber, dass man sich nicht schon in die Hose macht, bevor man irgendetwas versucht hat.
Dieses "man kann ja doch nichts machen!" ist self-fulfilling prophecy. Wenn meine Informationen zu unserem antiken Vorbild der Demokratie in Athen stimmt, haben die Athener damals extra Vorkehrungen genommen, dass die Reichen nicht zuviel Einfluss im Staat bekamen. Angesicht des letzen Jahrzehnts in Deutschland, wo die Lobbyisten die Gesetze selbst geschrieben haben, und die Politiker sie nur noch verabschiedeten, muss man sich die Demokratie wieder zurückerobern. Erinnert ihr Euch an so etwas wie Gewaltenteilung? Das dient der Kontrolle. Aber, wenn man nur noch davon ausgeht, dass die Freiheit der Konzerne "alternativlos" ist, kann man sich nur noch erfürchtig auf den Boden werfen, und hoffen, dass man von den wirtschaftlichen Folgen nicht in den Dreck gedrückt wird.


Zu Depardieu:
Ich weiß zu wenig über seine persönliche Karriere, aber was die französische Filmindustrie angeht, weiß ich, dass diese ohne die staatliche Förderung nicht existieren würde! Und ohne die Förderung wäre Depardieu nur in Hollywood ein Star geworden - und ich ja weiß nicht, wie gut sein Englisch in seinen Anfangsjahren war...
Das andere Beispiel war ja die Crytec-Schmiede: Wisst ihr, wieviel Förderung die vom Staat bekommen haben, bevor sie die Verträge mit den großen Vertriebskonzernen schließen konnten?

Es wird zu gern vergessen, dass Vieles, was jetzt so stark und unabhängig daherkommt, nicht ohne den Schutzraum der Solidargemeinschaft entstehen konnte.

Stattdessen geht man so weit, dass man die Menschenrechte und Grundrechte zugunsten angeblicher Marktgesetze aussetzt.

Es lohnt sich, mal die Nachrichten und Berichte über die letzten Jahrzehnte anzuschauen, ohne den hohlen Kampfbegriffen von "freier" Marktwirtschaft, von Kapitalismus versus Sozialismus, Wettbewerb und "Freiheit der Unternehmer" gleich Glauben zu schenken.

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Hier mal ein paar Meldungen der letzten Tage, nur damit keiner sagt, er hätte davon nichts mitgekriegt:


http://www.heute.de/Experten-Armut-ist-politisch-gewollt-25856258.html

http://uhupardo.wordpress.com/2012/12/19/schlussverkauf-in-portugal-zum-jahresende-muss-alles-raus/

Beispiel Griechenland. Will man das wirklich?:

"Für den Norden sind Weiße Weihnachten angekündigt – für viele Griechen ein Albtraum. Sie können sich kein Heizöl mehr leisten, einige verfeuern schon Plastik. Zeitungen berichten von Eltern, die ihre Kinder freiwillig ins Heim geben."
http://www.focus.de/finanzen/news/staats...aid_886175.html
"Eine freche Zockerei mit dem Schuldenrückkauf Griechenlands hat einem amerikanischen Hedge-Fonds laut einem Medienbericht 500 Millionen Dollar Gewinn beschert. Das Geld kam vom Euro-Rettungsschirm."
http://www.focus.de/finanzen/news/staats...aid_885052.html