Originally Posted By: Damocles
Ok, dann waren die Ruestungen komplett nur fuer Wettkaempfe gefertigt, oder in Modulbauweise zum echten Kampf umruestbar?
Für das Tjosten (also Turnierkampf mit der Lanze) wurden eigene Rüstungen benutzt. Diese "Stechrüstungen" wurden speziell zum Tjosten angefertigt, und wurden niemals im echten Kampf getragen. Im Kampf ist es nämlich wichtig, dass man beweglich ist. Dass man schnell vom Pferd absteigen kann, und auch selbst wieder aufsteigen kann. Beim Tjosten muss man sich nicht viel bewegen. Da kommt es hauptsächlich auf einen möglichst guten Schutz an. Später, in der Renaissance-Zeit, als es sogar Mode wurde, mit scharfen Lanzen zu tjosten, waren die Rüstungen richtige "Bunker", die man sich übergestülpt hatte (siehe Foto oben). Unbeweglich, so gut wie gar keine Sicht, der Ritter musste mit Kran auf das Pferd gehoben werden, aber sie waren ein guter Schutz.

Das Tjosten entstand aber erst ziemlich spät im Mittelalter. Vorher hatte man Turnierkämpfe hauptsächlich mit Schwert, Streitaxt, oder Streitkolben ausgetragen. Das war noch relativ ungefährlich, nicht gefährlicher als eine Schlägerei, und deshalb war eine normale Kampfrüstung vollkommen ausreichend. Nur beim Tjost, bei dem ja die Lanze in gefährliche Splitter zerbrochen ist, und es noch dazu das Ziel war, die Lanze am besten am HELM des Gegners zu brechen, brauchte man einen besonders guten Schutz.

Auch diese Trennwand zwischen den Turnierkämpfern war ein zusätzlicher Schutz, den es übrigens nur in England gab. Durch diese Trennwand musste die Lanze nämlich schräg gehalten werden, was ihre Durchschlagskraft reduziert hatte. Eine Lanze, die in vollem Galopp, frontal im rechten Winkel auf eine Rüstung trifft, könnte nämlich sogar die Rüstung durchbohren, wenn sie stumpf ist.