Zum Abschluß dieses Themas passt folgender Artikel ganz gut:

Trotz tausenden Toten: NATO feiert Sieg über Libyen
Die US-Regierung und die NATO feiern den Sieg über die ehemalige libysche Regierung und die verhältnismäßig geringen Kosten der Invasion. Doch hatte der Krieg dennoch seinen Preis: Zerstörte Schicksale, eine ruinierte Wirtschaft und zahllose tote libysche Zivilisten.

Mit Gaddafis Tod sei der "militärische Job erledigt". Die Kampagne in Libyen "ist der größte Erfolg in er Geschichte der NATO", sagte Generalsekretär Rasmussen laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Assiociated Press. Auch US-Präsident Barack Obama drückte seine Freude über die erfolgreiche NATO-Operation in Libyen aus. In der bekannten Late-Night-Talkshow The Tonight Show, die von Jay Leno moderiert wird, sagte Obama, dass der Einsatz den Steuerzahler erfreulicherweise nur "eine Milliarde Dollar gekostet" habe und keine US-Soldaten getötet oder verletzt worden seien. Doch hatte der "erfolgreiche Einsatz in Libyen" dennoch einen hohen Preis, der von westlichen Medien weitgehend unerwähnt bleibt.

In einer Rede am 31. März hatte Bischof Giovanni Innocenzo Martinelli, Apostolischer Vikar von Tripolis, berichtet, dass die sogenannten humanitären Luftangriffe in verschiedenen Stadtteilen von Tripolis zahlreiche Zivilisten getötet hätten. "Im Stadtteil Buslim stürzte ein Gebäude wegen der Bombardierung ein und tötete 40 Menschen." Auch sei die NATO verantwortlich am Tod von neun Zivilisten, die bei einem Raketenangriff am 19. Juni ums Leben kamen. Angriffe dieser Art hätten täglich stattgefunden und unzählige Zivilisten in den Tod gerissen. Die Gesundheitsministerin der neuen libyschen Regierung schätzt, dass mindestens 30.000 Menschen getötet wurden und weitere 50.000 verwundet, allein in den ersten sechs Monaten des Krieges. Einige Beobachter haben sogar viel höhere Zahlen geschätzt.

Im September hatte der freie Journalist Thomas C. Mountain in einem Schreiben geschätzt, dass bei den rund 30.000 Bombenabwürfen über Libyen durchschnittlich zwei Zivilisten pro Angriff getötet wurden. Bis Ende August seien demnach etwa 60.000 Zivilisten durch NATO-Angriffe getötet worden, so Mountain. Der Sprecher des ermordeten Herrschers Muammar Gaddafi sagte, dass allein in den letzten 17 Tagen des Krieges etwa 2.000 Einwohner der Stadt Sirte bei NATO-Luftangriffen ums Leben gekommen seien.

Weite Teile Libyens liegen nach der "erfolgreichsten Kampagne der NATO" in Trümmern. Die NATO-Staaten zeigen zudem wenig Interesse an einem Wiederaufbau des Landes. Die palästinensische Menschenrechtsaktivisten Shawan Jabarin sagte "die militärische Operation hat nicht nur Gaddafi und sein Regime zerstört, sondern die gesamte libysche Gesellschaft."

Die ehemalige MI5-Agentin Annie Machon ging sogar noch einen Schritt weiter und sagte in einem Interview mit dem Nachrichtensender RT, dass Libyen durch die NATO-Intervention zurück in die Steinzeit gebombt worden sei. "Sie hatten freie Bildung, kostenlose Gesundheitsversorgung und konnten im Ausland studieren. Wenn sie heirateten, bekamen sie Geld. Libyen war daher oft dem Neid anderer afrikanischer Staaten ausgesetzt. Aber nun wurde das Land durch die humanitäre Intervention der NATO zurück in die Steinzeit gebombt", so Machon. "Sie werden nicht die gleiche Lebensqualität genießen, wie vor dem Krieg. Frauen werden unter der Rebellenregierung wahrscheinlich wieder unterdrückt und das Volksvermögen durch westliche Konzerne abgeschöpft werden. Der Lebensstandard in Libyen war vielleicht sogar etwas höher als in Amerika und Großbritannien in Zeiten der aktuellen Rezession", sagte sie abschließend.

Abgesehen vom enormen Schaden, der der libyschen Infrastruktur und Wirtschaft zugefügt wurde, äußerte die UN vergangenen Donnerstag ihre "Besorgnis über die Verbreitung von Waffen in Libyen und deren mögliche Auswirkungen auf den regionalen Frieden und Sicherheit", wie Reuters berichtet. Es ist daher anzunehmen, dass die meisten libyschen Bürger nur wenig Begeisterung zeigen für die “erfolgreichste NATO-Kampagne aller Zeiten” und sich möglicherweise heimlich wünschen, dass der Westen sie niemals von ihrem Herrscher Gaddafi "befreit" hätte.