Aktuelle Meldungen (Quelle: ORF.at):

Medien: Spekulationen über Gaddafi-Tod
Bei den schwersten NATO-Luftangriffen auf die libysche Hauptstadt Tripolis seit Tagen sind in der Nacht auf gestern mehrere Regierungsgebäude zerstört worden. Laut Augenzeugen wurde dabei auch eine Unterkunft von Machthaber Muammar al-Gaddafi getroffen. Ob sich Gaddafi dort aufhielt, ist nicht bekannt. Seit der Bombardierung seiner Residenz Ende April, bei der mehrere Familienmitglieder getötet wurden, wurde er nicht mehr gesehen. Italienische Medien spekulieren bereits über den Tod des libyschen Revolutionsführers.

Kommandostützpunkt getroffen
Wie die staatliche Nachrichtenagentur JANA meldete, dürfte die NATO mehrere Ziele in der Hauptstadt angegriffen haben. Unter anderem seien ein Kommandostützpunkt des Militärgeheimdienstes und ein Militärlager getroffen worden, berichteten Oppositionsmedien und arabische Fernsehsender. Das nordatlantische Bündnis in Brüssel sprach lediglich vage von "drei Kontroll- und Kommandoeinrichtungen".
Auch Gebäude der Justizbehörden sollen getroffen worden sein. Dabei wurden nach Angaben libyscher Behörden vier Kinder zum Teil schwer verletzt. Die Behörden präsentierten Medienvertretern ein zerstörtes Gebäude, das die libysche Hochkommission für Kinder beherbergt haben soll.

"Wissen nicht, ob er noch lebt"
Berichte über die Zerstörung einer Unterkunft Gaddafis konnten am Dienstag nicht bestätigt werden. Zumindest dürfte es bei dem Angriff keine Toten gegeben haben. Ende April sind bei der Bombardierung der prunkvollen Residenz Gaddafis sein jüngster Sohn und drei seiner Enkel getötet worden. Der Machthaber wurde seitdem nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Italienische Medien spekulieren bereits, dass auch der Revolutionsführer am 30. April ums Leben gekommen sein könnte.

Auf Fragen der Journalisten erklärte NATO-General Claudio Gabellini laut der italienischen Nachrichtenagentur ANSA: "Wir haben keine Hinweise darüber, ob er lebt oder tot ist. Wir wissen nicht, wo sich Gaddafi im Moment aufhält." Man sei an dem Aufenthaltsort auch nicht wirklich interessiert, erklärte Gabellini. "Unsere Aufgabe ist es, die libysche Zivilbevölkerung zu beschützen und militärische Ziele anzugreifen, und nicht spezifische Einzelziele."

UNO-Hilfsorganisationen fordern Waffenruhe
Die Lage für die Bevölkerung bleibt aber nach wie vor katastrophal. UNO-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos rief zu einer Waffenpause auf, damit Hilfsgüter verteilt werden könnten.

Revolutionsfahnen wehen an Schulen
Indes mehren sich die Indizien dafür, dass der Kreis der Unterstützer Gaddafis schrumpft. Ein Augenzeuge berichtete aus Tripolis, in der Hauptstadt sei an einigen Schulen die Fahne der Aufständischen gehisst worden. In den vergangenen Tagen habe es zudem mehrfach nächtliche Razzien und Verfolgungsjagden gegeben. Die Opposition berichtete von kleineren Demonstrationen in den Stadtteilen Suk al-Dschumaa und Tadschura.

Laut der regierungskritischen Zeitung "Brniek" haben sich zahlreiche Bewohner den Rebellen angeschlossen und bereiten einen Protestmarsch in Richtung Stadtzentrum vor. Selbst Angehörige der Sicherheitskräfte würden die Aufständischen unterstützen und sie mit Waffen versorgen. Der Bericht konnte zunächst nicht von unabhängiger Seite bestätigt werden.