@Blattsalat: zunächst einmal mein Kompliment. Das sind ja jede Menge Links, die Du da gepostet hast. So kann man wenigstens darüber diskutieren. wink
Aber womit fange ich bloß an, bei so vielen Links. Ich nehme mir zuerst mal das mit dem "Kriegsverbrechen" heraus, weil das wahrscheinlich einer der schwersten Vorwürfe gegen Gaddafi ist:

Originally Posted By: Blattsalat

Ich finde, die Streubomben-Story ist eines der schönsten Beispiele für westliche Kriegspropaganda! Fast noch besser als die berühmte Brutkasten-Lüge im Irak-Krieg (Wikipedia)

Diese Informationen habe ich dazu gefunden (lies Dir bitte ALLES bis zum Ende durch, und schau Dir auch das Video an - mal sehen, wie Du danach darüber denkst):

Quote:

www.welt.de - Gaddafis Armee lastet Streubomben den Rebellen an

Nur wenige Stunden nachdem die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) bestätigt hatte, dass die libysche Armee in der seit Wochen umkämpften Stadt Misrata international geächtete Streubomben einsetzt, reagierte der Regierungssprecher Mussa Ibrahim: "Wir können diese Waffen aus moralischen und legalen Gründen nicht einsetzen. Wir wissen doch, wie viele internationale Organisationen und Medienvertreter in unserem Land sind. Wir wollen für diesen Vorwurf Beweise sehen."

Am Sonntagabend gab es auch eine seltene Pressekonferenz mit einem Vertreter der libyschen Armee. Generalmajor Saleh Abdallah Ibrahim versicherte mehrmals entschieden: "Wir haben keine Streubomben in unseren Arsenalen, kein Soldat wurde jemals in der Benutzung dieser Waffen ausgebildet, und dementsprechend können wir sie nicht einsetzen." Seine Armee sei das Opfer einer Medienkampagne. Die geächteten Bomben könnten nur über den Hafen von Misrata eingeschmuggelt und von den Rebellen selbst eingesetzt worden sein.

Die Augenzeugenberichte von Journalisten und einem Vertreter von HRW über abgeschossene Streubomben, die sich wie Feuerwerkskörper in viele tödliche, kleinere Bomben aufteilen, seien noch lange keine echten Beweise. "Der Einsatz dieser Waffen hinterlässt Monate nach ihrem Einsatz Spuren am Boden. Wir heißen internationale, unabhängige Beobachter willkommen, die diesen Fall vor Ort untersuchen."

Der Generalmajor gab sich auch überraschend offen, als er an einer Landkarte, die Stellungen seiner Armee und der Rebellen in Misrata erläuterte. Ein sieben Kilometer langes Stück der Küstenstraße, sowie Hafen und Teile des Zentrums der Stadt seien in der Hand der Rebellen. Allerdings habe die Armee einen Teil des Industriegebiets am Hafen zurückerobert, in dem sich Erdöllagertanks befinden.

Der Vorwurf des Einsatzes von Streubomben bringt den Generalmajor und die libysche Regierung sichtlich unter Druck. Sie könnten die entscheidende Rechtfertigung für die Nato liefern, ihre Bombardierungen der Stellungen des libyschen Militärs zu intensivieren. Und das nicht nur in Misrata, sondern in allen libyschen Städten, in denen es zu bewaffneten Konfrontationen kommt. Entsprechend der Resolutionen 1970 und 1973 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen gilt es, das Leben der Zivilbevölkerung zu schützen.

Und Streubomben stellen eine eklatante Bedrohung dar, wie Steve Goose, der Waffenspezialist von HWR, erklärt. "Sie sind ein hohes Risiko für Zivilisten".


Und dazu passend, dieses interessante Video:
Wer hat in Libyen Streubomben geworfen?


Und auch das hier ist nicht ganz uninteressant:
Quote:

Analyse zum Libyen-Krieg: Mediale Streubomben über Misrata

Seit Tagen machen Meldungen die Runde, dass das libysche Regime im Kampf um die Stadt Misrata Streubomben eingesetzt hat. Misrata wird derzeit noch von den libyschen Proxy-Milizen der Kriegsallianz gehalten. Dabei sind die Verbände der regulären libyschen Armee, trotz fehlender Kontrolle des Luftraums und schwerer Luftangriffe auf die eigenen Verbände, am Boden eindeutig im Vorteil und auf dem Vormarsch.

Nun ergeben sich zunächst folgende Fragen: Warum sollte das Regime Streubomben einsetzen, wenn es militärisch im Vorteil ist? Woher stammen die Angaben über diesen Einsatz?

Die erste Meldung über den Einsatz von Streubomben in Misrata stammt von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch mit Sitz in New York und wurden letzten Freitag am 15.April veröffentlicht. In diesem Bericht heisst es, Human Rights Watch habe "beobachtet", wie Streubomben dreimal "in der Nacht des 14. April" auf den Stadtteil el-Shawahda eingesetzt wurden. Researcher von Human Rights Watch, so die Menschenrechtsorganisation, hätten die Trümmerteile einer Streubombe inspiziert und Zeugen von zwei weiteren "offenbar" (apparent) durch Streubomben geführten Angriffe interviewt. Steve Goose aus der Waffenabteilung ("Arms Division") von Human Rights Watch wird in der Erklärung der Organisation, einen Tag nach dem vermeldeten Einsatz der Waffen, wie folgt zitiert:

"Es ist ekelerregend, daß Libyen diese Waffe benutzt, besonders in einer bewohnten Gegend. Sie stellen eine gewaltiges Risiko für Zivilisten dar, sowohl während der Angriffe wegen ihrer willkürlichen Natur, als auch im Nachhinein, wegen ihrer immer noch gefährlichen nichtexplodierten verstreuten Blindgänger."

Dem Experten Steve Goose wird sicherlich nicht entgangen sein, dass die von ihm und seiner Organisation innerhalb eines Tages inspizierten und identifizierten MAT-120 Geschosse spanischer Produktion nach Angaben des Herstellers Instalaza weltweit die einzigen Streubomben sind, die keine explosionsfähigen Streuteile bzw "Blindgänger" hinterlassen. Das erklärt auch, warum die vermeldeten Trümmerteile zuerst von einem Reporter der "New York Times" vor Ort "gefunden" werden konnten, ohne dass dieser bei der so gefährlichen Suche zu Schaden kam."

Wikipedia bestätigt diese Aussage:
MAT-120
"The MAT-120 submunitions are unique in that to prevent the dangers of unexploded duds, there is a double redundant feature the manufacture refers to as self-destruction and self-sterilization. This prevents unexploded MAT-120 submunitions laying around becoming defacto landmines, dangerous to both combatants and non-combatants."


Hier übrigens eine von vielen Seiten über den Einsatz von Streubomben im Irak durch die USA:
Irak Krieg 2003 - Streubomben

Wikipedia meint dazu: "Bis zu 10.000 der abgeworfenen Streubomben und deren Submunition liegen heute noch als Blindgänger in Städten, auf Anbaugebieten oder auf den Straßen im Irak".

Und auch in Afghanistan wurden Streubomben eingesetzt:
Wikipedia: "Für Afghanistan wurden der UN bis Anfang Januar 2002 von den Streitkräften der Allianz 1210 Einheiten Streumunition gemeldet, die bestückt mit 244.420 Bomblets gegen 78 von insgesamt 103 Zielorten eingesetzt wurden. Die Zahlen zu den übrigen 25 Zielorten waren bis dato noch nicht bekannt. Nach Angaben von Human Rights Watch haben auch die Streitkräfte der Taliban Streumunition mittels Raketenwerfern sowjetischer Bauart des Typs BM-21 eingesetzt."

In großen Mengen wurden Streubomben auch eingesetzt im Vietnamkrieg, in Korea, im Kosovo, Libanon, Kroatien, Georgien.

Und Gaddafi soll ganze 3(!) Streubomben abgefeuert haben. Und zwar diese hier:


[zynismus]Da passen also genau 7 Bomblets hinein, jedes so groß wie eine Handgranate. Multipliziert mit 3 sind das also 21 Bomblets, also 21 relativ kleine "Explosiönchen". Wirklich eine verheerende Wirkung. Das war sicher Kriegsentscheidend für Gaddafi, und hat sich sicher für ihn gelohnt, auch wenn er dadurch der NATO einen Grund für weitere Bombardierungen geliefert hat. Und in der Dunkelheit der Nacht hat er mit den 3 Streubomben auch sicher sehr gut zielen und treffen können.[/zynismus]

@Blattsalat: wenn diese 3 Streubomben für Dich ein "Kriegsverbrechen" sind, was sind dann erst die 10.000 Streubomben, die die USA im Irak abgeworfen hatten?