Originally Posted By: Uhrwerk
Die Aussage Gaddafis hilft mir da nicht wirklich weiter, nein. Die Aussage des Vize Chefs von Al Kaida erscheint mir auch nicht so recht hilfreich.

Stimmt. Beide Aussagen für sich alleine sagen nicht viel aus.
Aber die Kombination von beiden Aussagen sagt sehr viel aus. wink

Vor allem auch, weil es sich bei den beiden Personen um Gegner handelt (also kann man davon ausgehen, dass ihre Aussagen nicht untereinander abgesprochen wurden).

Ich fasse also zusammen:

1.)
Aussage 1: Gaddafi sagt, dass er nicht gegen sein aufständisches Volk kämpft, sondern gegen ausländische Terroristen, die von der Al-Kaida angeführt werden. Diese Aussage, alleine betrachtet, kann jetzt die Wahrheit sein, aber sie kann auch eine Lüge sein.

Aussage 2: Der Anführer der Terror-Organisation Al-Kaida (damals, vor Bin Laden's Tod, soll er laut Medien noch Vize-Anführer gewesen sein) ruft zum Kampf gegen Gaddafi auf.

Somit hätten wir schon mal die ersten Gemeinsamkeiten, und somit einen Beweis, dass Gaddafi nicht einfach nur Unsinn redet. Der Aufruf von Al-Kaida, gegen Gaddafi zu kämpfen, deckt sich mit der Aussage von Gaddafi, dass er gegen Al-Kaida-Terroristen kämpft.


2.)
Aussage 1: Gaddafi spricht von einem "islamischen Dschihad im Mittelmeerraum". Also einem Eroberungskrieg/Kreuzzug, um aus Libyen einen "Gottesstaat" zu machen, bei dem Staat und Religion nicht mehr voneinander getrennt sind. Anmerkung: Libyen ist ja kein typisches islamisches Land. Die freie Religionsausübung ist garantiert. Staat und Religion sind getrennt, Geistliche auf den religiösen Bereich beschränkt. In den 1990er Jahren wurde der Islamismus in Libyen stärker. Gaddafi bezeichnete die im Untergrund operierenden Gruppen wie Muslimbrüder, at-Takfir wa’l-Higra, Hisbollah, Al-Dschihad und ihre religiöse Tendenz zur Vereinnahmung der Politik als islamistische Gefahr für Libyen. Während dieser Zeit gab es auch mehrere Umsturzversuche gegen Gaddafi. (Quelle Wikipedia).

Aussage 2: Al-Sawahiri wirft der ägyptischen Führung vor, sich dem Westen zu unterwerfen und sich vom Islam distanziert zu haben. Er sagte "das Fortbestehen der nordafrikanischen Nation hänge von der Einführung des islamischen Rechts ab". Das gleiche was er Ägypten vorwirft, trifft aber auch auf Libyen zu. Weiters will er Gaddafi vertreiben, bevor sich die Hilfe des Westens in eine Invasion verwandelt. Er wollte also schneller sein als der Westen, ... weil eine Invasion Libyens durch den Westen den Plan von einem Gottesstaat zunichte machen würde.

Also auch hier scheint es Übereinstimmungen zu geben.

Daraus kann man also schließen, dass dieser Aufstand eigentlich RELIGIÖSE Ziele verfolgt. Und dass nicht ein unterdrücktes Volk dahintersteckt, das sich gegen seinen Diktator auflehnt.



P.S.: Was mir in diesem Zusammenhang noch auffällt:
Dass dieser Aufruf, gegen Gaddafi zu kämpfen, von al-Sawahiri kam, und nicht von Bin Laden, deutet für mich auch darauf hin, dass Bin Laden in letzter Zeit wohl doch nicht mehr so bedeutend war, wie die US-Regierung es momentan darzustellen versucht. Al-Sawahiri scheint also damals schon mehr als nur ein Vize-Chef der Al-Kaida gewesen zu sein?! wink