Originally Posted By: Machinery_Frank
Weil Du Ägypten erwähnst: Ich habe gestern gelesen, dass in Ägypten sehr viele Unruhen herrschen: In vielen Branchen wird gestreikt, radikale Christen liefern sich Straßenschlachten gegen Islamisten. Es gibt Plünderungen und Überfälle. Die Armee greift hart ein, Verletzte und Tote sind an der Tagesordnung. Es herrschen also allgemein wirtschaftlich und politische Unruhen nach der Entmachtung des ehemaligen Präsidenten.

Ja, ich glaube, dass Revolutionen fast immer nach dem gleichen Schema ablaufen. Liegt wohl in der Natur des Menschen.

Vereinfacht gesagt:
- Zuerst jammern alle, dass sie keine Freiheit haben!
- Dann findet sich irgendein Anführer, der die Revolution auslöst (irgendein "Herdenführer, dem alle folgen). Daraufhin hält das gesamte Volk zusammen, und alle kämpfen für die gemeinsame Sache. In dieser Phase fühlt sich das Volk wie eine große starke Familie.
- Und wenn dann der Kampf gewonnen ist, der König oder Diktator gestürzt ist, dann wird zunächst einmal der Sieg groß gefeiert.

- Aber kurz danach kommt dann die Ernüchterung.
Weil plötzlich hat man die Freiheit erlangt, und ... man weiß damit nichts anzufangen!
Weil eigentlich wollten die Menschen ja ganz andere Dinge. Mit Freiheit kann man sich nämlich nichts zum Essen kaufen. Freiheit ist nichts, was man anfassen kann. Weil eigentlich wollte man ja Geld, Luxus, Wohlstand, eventuell mehr Macht, Frauen, Sex, viel mehr Sex, und noch mehr Sex (das was seit Jahrtausenden fast alle Männer antreibt). wink

Der Kampf hat dann zwar Freiheit und Demokratie gebracht. Aber gleichzeitig ist das Land zerstört, die Infrastruktur zusammengebrochen. Und das nutzen jetzt viele aus, um sich das zu holen, was sie wirklich haben wollten. Und so kommt es zu Plünderungen, Vergewaltigungen, etc. etc.! Weil es ja jetzt Freiheit gibt, und es keine Kontrolle mehr gibt, glauben viele Menschen, dass sie nun tun können was immer sie wollen.

Und das führt natürlich automatisch zu Konflikten. Dazu kommt dann meist noch, dass der Hass auf die ehemaligen Gegner noch sehr groß ist, und man macht dann oft auch Jagd auf alle, die nicht auf Seite der Revolution gekämpft hatten. Und es herrschen Neid und allgemeines Misstrauen in der Bevölkerung. Jeder denkt sich, dass DIE ANDEREN die Lage ausnutzen könnten, um sich zu bereichern, oder um an die Macht zu kommen. Die einst so große und starke Familie fällt auseinander. Und irgendwann schreit das Volk nach einer neuen starken Hand. Weil der Mensch ist nunmal ein Herdentier, das einen Herdenführer braucht.


Ich habe erst vor ein paar Monaten einen Dokumentarfilm über die Französische Revolution gesehen. Genauer gesagt, über die Zeit NACH der Revolution, auch bekannt als "der große Terror" ("la Grande Terreur" - die große Schreckenszeit) - Link Wikipedia.
Ich habe zwar nicht so ganz den Überblick, was momentan in Ägypten abläuft, aber ich denke, dass es da gewisse Parallelen zur Französischen Revolution geben wird?!?