Der über die Grenzen seines Landes bekannte australische Menschenrechtsanwalt Geoffrey Robertson sagte, die Erschießung Bin Ladens habe mit Gerechtigkeit nichts zu tun: "Gerechtigkeit heißt, jemanden vor Gericht zu stellen, ihn auf Grundlage von Beweisen für schuldig zu befinden und ihn dann zu verurteilen." Nach dem, was man jetzt wisse, könne der Einsatz des US- Kommandos auch ein "kaltblütiger Mord" gewesen sein.
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Der niederländische Spezialist für internationales Recht, Gert-Jan Koops, forderte, Bin Laden hätte verhaftet und in die USA überführt werden müssen.
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Der österreichische Völkerrechts- und Menschenrechtsexperte Manfred Nowak erklärte am Mittwoch, die USA hätten das Recht gehabt, Bin Laden festzunehmen, um ihn vor ein Gericht zu stellen. Erschießen dürften die Sicherheitsorgane Personen jedoch nur aus Notwehr. Auch eine Begründung, dass eine Tötung im Kriegszustand gerechtfertigt sei, hält Nowak nicht für zulässig.
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In Indien sagte der einflussreiche muslimische Geistliche Syed Ahmed Bukhari, die USA würden nach dem Gesetz des Dschungels handeln. "Die Menschen haben lange stillgehalten, aber nun ist eine Grenze überschritten."
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Der deutsche Völkerrechtler Tomuschat glaubt, dass die USA die Akzeptanz für "targeted killings" - gezielte Tötungen - erhöhen wollen. "Die Amerikaner versuchen, eine neue Völkerrechtsregelung zu schaffen", so der Experte. "Irgendwann kann man eben sagen: 'Das hat sich mittlerweile konsolidiert, niemand hat widersprochen.' Das kann sehr schnell gehen."

(Gesamter Bericht - Kronenzeitung)


Waren die Kopfschüsse auf Osama bin Laden notwendig? Die Zweifel werden lauter. Eine Tochter des Terrorchefs berichtet gar, dass ihr Vater zunächst lebend gefasst wurde.
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Das zwölfjährige Mädchen hat offenbar die US-Operation mit dem umstrittenen Titel "Geronimo" hautnah miterlebt. Wie die Zeitung The News am Mittwoch unter Berufung auf Sicherheitskreise in Pakistan berichtete, wurde bin Laden nach Aussage des Mädchens bei der Kommandoaktion in der Stadt Abbottabad zunächst lebend gefasst und wenig später vor den Augen seiner Familie erschossen. Außerdem sei eine zweite Person von den US-Truppen in einem Hubschrauber mitgenommen worden. Dabei soll es sich um einen Sohn bin Ladens gehandelt haben. Unklar sei allerdings, ob dieser zu diesem Zeitpunkt noch am Leben war.

Gesamter Bericht - Kurier


Aber auch in den USA mutmaßen einzelne Kommentatoren, Washington habe die einfachere Variante gewählt, um sich Schwierigkeiten zu ersparen. "Ich glaube, das Weiße Haus atmet jetzt wahrscheinlich erleichtert auf, dass er letztlich getötet und nicht gefangen genommen wurde", sagte Andrew Exum vom Center for a New American Security (CNAS), einem Thinktank in Washington. Eine Festnahme wäre gefährlich gewesen, und die Haft und der Prozess wären zum "Zirkus" geworden. "Wie wir ihn in unserem Rechtssystem zur Rechenschaft gezogen hätten, wäre kompliziert gewesen."
Gesamter Berich - ORF.at