Zu Libyen:
Originally Posted By: Harry Potter
Wieder mal zum Kotzen, was da letzte Nacht in Libyen passiert ist:

Bomben auf Residenz:
Nur knapp einem Luftangriff der NATO ist in der Nacht auf Sonntag Libyens Machthaber Muammar al-Gadafi entgangen. Sein jüngster Sohn Saif al-Arab und drei Enkelkinder des Diktators hatten weniger Glück, sie überlebten das Bombardement der Residenz des "Revolutionsführers" nicht. Der libysche Regierungssprecher Mussa Ibrahim verurteilte den "gezielten Angriff" auf Gadafi als Verletzung des Völkerrechts. Die NATO weist diesen Vorwurf zurück.
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Das libysche Fernsehen zeigte Bilder von dem Haus des Gadafi- Sohnes, das bei dem Angriff völlig zerstört wurde. Muammar al- Gadafi und seine Frau hätten sich im Gebäude aufgehalten, seien aber unverletzt geblieben, berichtete Ibrahim. Er verurteilte den Luftangriff scharf. "Jetzt gilt offenbar das Faustrecht. Es ist nun allen klar, dass das, was in Libyen derzeit passiert, nichts mit dem Schutz von Zivilisten zu tun hat."
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Ein NATO- Sprecher bestätigte den Luftangriff, doch habe dieser nicht Gadafi sondern einem "Kommandozentrum" im Tripoliser Stadtteil Bab al- Aziziya gegolten. "Die Luftschläge richten sich auf militärische Ziele, nicht auf Individuen", sagte ein Sprecher der Militärallianz am Sonntag in der Früh. Die libyschen Angaben über die Tötung von Mitgliedern der Gadafi- Familie bezeichnete das Verteidigungsbündnis als "unbestätigte Medienberichte". Man bedauere aber jedes Opfer.
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In der Rebellenhochburg Bengasi löste die Todesnachricht des Gadafi- Sohnes in der Nacht auf Sonntag spontane Freudenfeiern auf den Straßen aus.


Hier der komplette Beitrag mit Video


Ich gebe zu, mich stört auch sehr, dass keine ernstzunehmenden(!) und substantiellen(!) Stellungnahmen der Nato oder der beteiligten Staaten zu Gaddafis Waffenstillstandsangeboten gibt.

Davon abgesehen aber nochmal ein paar Zitate und Links zu den Zusammenhängen des Krieges wie sie andere Medien sehen:

1. Die FAZ sieht den Beginn des Krieges als ein Kampf um Gesichtswahrung in der Öffentlichkeit, wo es Gaddafis Sohn Sarkozy unmöglich gemacht hätte, Gaddafi je wieder als Verhandlungspartner zu akzeptieren.
FAZ Der Resolutionsführer

"Noch am vergangenen Dienstagabend schien die Hoffnung für Benghasi, für ein freies Libyen und den arabischen Frühling insgesamt zu schwinden. Dann machte Gaddafis Sohn den Fehler, von Geheimnissen zu reden, die seine Familie über Sarkozy kenne, und von Spenden für dessen Wahlkampf. Nun war dem französischen Präsidenten der Weg zurück versperrt, zumal es auch diese peinlichen Bilder von 2007 gab, als Gaddafi als Staatsgast in Paris empfangen wurde und sein Zelt an den Champs-Élysées aufschlagen durfte. Sarko sah den Sturz des Obersten von nun an als seine persönliche Aufgabe."

2. Eine Information aus einem Leserkommentar zu wirtschaftlichen Verquickungen - ein Punkt, wozu ich insgesamt in den Medien gern mehr Informationen hören würde - so etwas ist allerdings auch schwieriger zu recherchieren, nehme ich an.
U.S.-Firmen

"Ach ja, und wo finden wir hier eigentlich die Information, daß U.S.-Firmen jetzt die Erlaubnis erhalten haben, mit dem sogen. "Nationalen Übergangsrat" der libyschen Rebellen Öl- und Energiegeschäfte abzuschließen?"

3. ein eher allgemeiner Link zu eier Zeitleiste der Demonstrationen in den Arabischen Ländern:
Süddeutsche - Interaktiver Zeitstrahl

4. ein Bericht zu einem der wichtigsten Gegenspieler von Gaddafi vom 17.Februar:
Frankfurter Rundschau - Gaddafis oberster Feind

"Bei Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch (HRW) und Amnesty International (AI) genoss Dschalil bereits vor dem Aufstand gegen den Despoten Gaddafi einen guten Ruf, weil er sich für die Rechte von Gefangenen einsetzte und Missstände in Libyen anprangerte. So protestierte er immer wieder gegen die absolute Willkürpraxis von Staatssicherheit und Innenministerium."
(Die Frankfurter Rundschau scheint übrigens grad jetzt in einem Umbruch zu sein, wo sie, was internationale Berichterstattung angeht, leider unbedeutend wird.

"Die Frankfurter Rundschau (FR) ist eine deutsche Abonnement-Tageszeitung. Seit April 2010 ist die Frankfurter Rundschau Teil der „DuMont-Redaktionsgemeinschaft“, der auch die Berliner Zeitung, der Kölner Stadt-Anzeiger und die Mitteldeutsche Zeitung angehören.[1] Da die Zeitung stetig rote Zahlen schrieb, soll sie künftig nur noch eine Lokalredaktion in Frankfurt unterhalten und die überregionalen Inhalte von einer noch zu gründenden gemeinsamen Organisation mit der Berliner Zeitung erhalten.[2]"
http://de.wikipedia.org/wiki/Frankfurter_Rundschau )

5. als letztes eine kurze Bemerkung von mir zu den unmenschlich wirkenden Reaktionen der Rebellen auf den Tod von Gaddafis Sohn:
Quote:
In der Rebellenhochburg Bengasi löste die Todesnachricht des Gadafi- Sohnes in der Nacht auf Sonntag spontane Freudenfeiern auf den Straßen aus.

Wenn man von einem Gegner mit dem Tode bedroht ist, und das ist die sicher unzweifelhafte Situation der Rebellen, dann ist der Jubel über den Tod eines der Gegner auch der Jubel über die Verbesserung der Chance, selbst dem Tod zu entkommen.