So ist es ja nicht.
Ich verurteile nur die MILITÄRSTRATEGIE des Westens, und die damit verbundenen Lügen und Falschmeldungen durch die westlichen Medien.

Egal was Gaddafi getan hat oder nicht getan hat. Niemand hat das Recht, sich in einen Bürgerkrieg einzumischen, und eine bestimmte Seite in einem Bürgerkrieg zu unterstützen. Mir ist es absolut unverständlich, warum der Westen einen kleinen Haufen bewaffneter Aufständischer unterstützt, weil es sich dabei angeblich um "Zivilisten" handelt. Die Anzahl der Rebellen beträgt übrigens nach eigenen Angaben ca. 13.000 Mann (andere Quellen sprechen von 25.000). Und das bei einer Einwohneranzahl Libyens von 6,5 Millionen! Selbst wenn man von der Maximalanzahl ausgeht, sind das nur 0,38% der Gesamtbevölkerung! Soetwas kann man wirklich nicht als Bürgeraufstand eines unterdrückten Volkes bezeichnen. Anders als in Ägypten ist die Mehrheit des Volkes in Libyen anscheinend immer noch auf Gaddafi's Seite, und auch sein Militär. Und dass die Rebellen von Al-Kaida-(Terroristen) angeführt werden, wie Gaddafi von Anfang an behauptet hatte (damals hatte ihn aber jeder für diese Aussage für einen Spinner gehalten), wurde inzwischen sogar durch die USA und Großbritannien bestätigt.

Was mich aber am meisten am Vorgehen des Westens (vor allem Frankreich und Großbritannien) stört, sind die vielen Lügen, und dass sie scheinbar um jeden Preis den Sturz Gaddafi's "durchziehen" wollen. Mehrmals schon gab es die Möglichkeit, dass Gaddafi die Lage in seinem Land unter Kontrolle bekommen könnte, und somit wieder Frieden hätte schaffen können. Aber jedesmal wurde das durch die westliche Strategie zunichte gemacht. Bestes Beispiel war der Beginn der Luftangriffe des Westens an dem selben Wochenende, an dem Gaddafi einen Waffenstillstand angekündigt hatte, damit sich die Rebellen ergeben könnten (er kündigte den Rebellen eine Amnestie an, wenn sie die Waffen niederlegten).

Du kannst ja mal in dem Link, den Du oben gepostet hast, nachlesen, was genau am 19.März (ich kann mich noch gut erinnern, weil das mein Geburtstag war) passiert ist. Kurz gesagt: Gaddafi bot Frieden und Waffenstillstand an. Rebellen hielten sich nicht daran (Wikipedia: "Die Führung der Aufständischen habe ihre Anhänger per Radio dazu aufgefordert, sich zu bewaffnen und Gaddafis Truppen zurückzudrängen"). Auch Teile der libyschen Streitkräfte hielten sich dadurch nicht an die Waffenruhe. Für den Westen war das der Anlass, noch am selben Tag mit den Luftangriffen zu beginnen. Normalerweise muss doch jedem klar sein, dass so eine Waffenruhe nicht in wenigen Stunden durchgesetzt werden kann, sondern dass soetwas im Chaos eines Krieges auch mal an manchen Orten etwas länger dauern kann.
Mir persönlich kommt das so vor, wie wenn der Westen dem Gaddafi eine Waffe vorhält, und dann sagt: "Hände hoch, oder wir schießen". Und nur eine zehntel Sekunde später schießen sie dann, noch bevor Gaddafi reagieren kann und die Hände heben kann.

Auch heute kotzt mich übrigens wieder so eine Propaganda-Lüge an. Gestern stand in der Online-Kronenzeitung, dass Gaddafi für heute eine neue Waffenruhe angekündigt hat. Er sagte, er wolle sich aus Misrata zurückziehen, als Zeichen des Guten Willens und damit die westlichen Luftangriffe beendet werden (die USA drohten auch damit, unbemannte Drohnen einzusetzen). Gaddafi sagte "Die Lage in Misrata wird von den Stämmen in der Umgebung und den Menschen in Misrata geregelt werden". Die westliche Allianz sagte, dass sie bezweifeln, dass sich Gaddafi zurückziehen wird, und dass sie deshalb die Luftangriffe fortsetzen werden.

Und heute ist der Online-Zeitungsbericht von gestern plötzlich spurlos verschwunden (normalerweise sind die Beiträge auf krone.at noch mehrere Tage lang zu sehen), und dafür gibt es einen neuen Beitrag: "Libyens Rebellen feiern - Misrata befreit" und "Nach sieben Wochen zermürbender Kämpfe haben die libyschen Rebellen ihre weit im Westen gelegene Hochburg Misrata nach eigenen Angaben wieder unter ihre Kontrolle gebracht. "Misrata ist frei, die Rebellen haben gewonnen", berichtete ein Sprecher der Aufständischen am Samstag der Nachrichtenagentur Reuters am Telefon. Die Truppen von Machthaber Muammar al-Gadafi seien auf der Flucht." ... und "Unterdessen gingen die NATO-Luftangriffe auf Tripolis weiter".

Eigentlich unglaublich. Gaddafi macht sozusagen ein "Friedensangebot", damit die Luftangriffe aufhören. Und der Westen bombt munter weiter, greift die Hauptstadt Gaddafis an, und das obwohl sie eigentlich "nur eine Flugverbotszone einrichten" wollten.

Jetzt mal ehrlich, Pappenheimer. Wie kann man da die Strategie des Westens für "gut" halten?!?