Ich habe heute noch mit einem Studienfreund in der Mensa über die Auswahl von Leuten in Projekten gesprochen. Alternativ auch über die Strukturiertheit von Projekten. Festzustellen war, dass eine direkte, persönliche Kommunikation das A und O ist.
In einem Telefon-Gespräch kannst du z.B. Anforderungen an das Projekt (z.B. "wie soll das Gameplay im Kern aussehen"), Algorithmen und Datenstrukturen ("wie realisieren wir das Inventar?"), Interaktivität ("wie sieht die Kommunikation zwischen Spiel und User aus") usw. schon ganz gut besprechen. Die Wahrscheinlichkeit ist aber, dass durch Ausbleiben von Mimik, Gestik und Stift & Papier sehr viel Informationsfluss verloren geht. Deshalb muss man sich treffen. Personlich miteinander angeregt diskutieren. Das klappt am Besten. Am schlechtesten schneidet Schriftliches ab, da die Vorstellungen der Projekt-Teilnehmer alleine durch die bloße Vorstellung auseinander klaffen (da fällt mir spontan der Absatz zur Darstellung der Bewohner des Spiel Tropico ein,
siehe hier).
Als Beginner (das muss man auch mal zugeben können) fällt das alles sehr schwer. Sehr sehr schwer. Wenn man mit dem Projekt lernt (zu programmieren, Texturen zu modellen, Gegnerverhalten zu simulieren, mit Joypads umzugehen oder einfach den Spielspaß hochzuhalten) -- und dann muss man sich auch noch organisieren und man macht das zum ersten Mal ... dann ist die Chance sehr hoch, dass das "Kartenhaus" (wie so schön oben formuliert wurde!) irgendwann durch Unlust oder durch eklatante Backup-Fehler zusammenbricht (es gibt auch noch andere Gründe aber ich habe diese beiden bisher immer identifizieren können).
Aus diesen Gründen siehst du hier keine offenen Diskussionen über Community Projekte. Das des AUMs ist ne andere Geschichte, weil da ein erfahrener Mann hinter steht, der zur Not selbst die Nächte durchackert und alle Mann beisammen hält. Führungsaufgaben sind sehr wichtig in allen Projektteams, auch wenn kleine Teams <10 Leuten eher adhoc arbeiten und weniger Organisation brauchen. Mit zu detaillierter Organisation kann man auch Projekte herunterwirtschaften.
In der Tat aber organisieren sich hier Leute relativ häufig, meist abseits des Forums. Durch ICQ/MSN zum Beispiel. Oder persönlich, wenn man nah beieinander wohnt, bei Bier, Wurst und kranken Spielideen. Oder auf Treffen ein, zweimal im Jahr, wo man andere Forenmember kennenlernt. Das sieht man gar nicht wirklich. Über diese privaten Kanäle vernetzen sich die Leute adhoc, also recht spontan und sehr selektiv (z.B. wenn ich spezielle Fragen zu HLSL habe, laber ich immer grundsätzlich 3 Leute in einer bestimmten Reihenfolge an
).
Von daher wäre mein Rat an euch (wer immer ihr auch seid) aus dem "Allein-sein" herauszutreten und erstmal nach und nach Leute zu finden, mit denen ihr klar kommt. Könnt ihr nicht programmieren? Sucht euch einen Programmierer in eurem Alter oder mit dem ihr einfach klar kommt! Das Gleiche gilt natürlich genauso fürs Musikmachen, Soundeffekte programmieren, Physikeffekte, Partikeleffekte, Shader... was man so halt braucht (oder eben nicht!!! Die alte Debatte lassen wir mal ruhen). Hauptsache, man hat Spaß. Kleine Miniprojekte ergeben sich so oder so, wenn ihr aktiv und interessiert seid. Wenn euer Netzwerk mit euren Game-Dev Freunden dann wächst und man sich (auch wenn es nur online sein sollte) sich näher kennenlernt und anfreundet, dann habt ihr ne gute Chance langsam größere Mini-Projekte zusammenzuschustern.
Der Rest läuft dann so oder so an.
Zwanghaft eine Gruppe von Leuten zusammenzustellen - das funktioniert nicht. Es gibt selten Erfolgstories wo sowas wie die Faust aufs Auge passt.
Was ich gut fand am Post des Thread-Starters, das er ehrlich mit sich umgeht und eigentlich realistisch ist (bis auf die immense Anzahl von benötigten Leuten zu Beginn...). Hiermit will ich das NICHT schlecht reden, noch ist das hier der Weisheit letzter Schluss -- ich hab nur sehr viele schlechte Erfahrungen gesammelt in Projekten dieser Art, Projekten im Real Life und auch noch anderes ... . Ich hoffe nur, dass ihr (oder du, erster Thread-Poster) vielleicht erstmal nen Gang zurückfahrt, bevor ihr mit 100 Sachen in ne Sackgasse fahrt, die euch aufgrund eines Aufpralls die Lust am Spiele-Machen zunichte macht. Oder euch zurückzieht und denkt "jetzt mache ich erst recht alles alleine!!". Das ist auch sehr bitter weil man dann genauso dasteht hinterher - außer man strengt sich an, autodidaktisch (oder so) die Lücken aufzufüllen und zum Allrounder zu avancieren und eigenständig endlich Spiele oder dergleichen machen zu können.
Haut rein!
-Chris